Letzte Woche lehnte das Europäische Parlament eine Resolution der Europäischen Kommission (EK) ab, die vorschlug, das Dampfen und Rauchen im Freien einzuschränken. Damals lobten Experten für die Schadensminderung durch Tabak (THR) den Schritt und betonten, dass die politischen Entscheidungsträger durch die Ablehnung der Resolution die Unterscheidung zwischen Dampfen und Rauchen bekräftigt und die Rolle des Dampfens als Instrument zur Schadensminderung anerkannt hätten, anstatt es mit dem Rauchen gleichzusetzen.
Leider hielt die positive Stimmung nicht lange an, denn nur wenige Tage später wurde bekannt gegeben, dass die EU-Gesundheitsminister die neuen Empfehlungen der EK zur Verschärfung der Beschränkungen für Tabak- und Aerosolprodukte gebilligt haben, obwohl das Europäische Parlament denselben Vorschlag letzte Woche abgelehnt hatte. Die neu gebilligten Richtlinien bauen auf bestehenden EU-Vorschriften aus dem Jahr 2009 auf und führen umfassendere Beschränkungen ein. Das Ziel ist (angeblich) die Verringerung der Belastung durch Passivrauchen und Dampf sowie die Förderung der Raucherentwöhnung.
Die neuen Beschränkungen werden das Rauch- und Dampfverbot im Wesentlichen auf Außen- und Halbaußenbereiche wie Terrassen, Dächer und Bereiche in Verbindung mit Gastronomiebetrieben wie Restaurants und Cafés ausweiten. Darüber hinaus umfassen die Maßnahmen Verbote an Bushaltestellen, Flughäfen, Arbeitsplätzen und Gesundheitseinrichtungen. Freizeit- und Bildungsräume – wie Spielplätze, Zoos und Universitäten – sind ebenfalls betroffen, um Kinder zu schützen und den Einstieg ins Rauchen zu verhindern.
Die EU ignoriert Daten des einzigen Landes, das das rauchfreie Ziel erreicht hat
EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi sagte, dass diese Maßnahmen dringend erforderlich seien, da in der gesamten EU jährlich 700.000 Menschen durch Tabakkonsum verloren gingen. Várhelyi berief sich auf Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation und behauptete, dass kein Maß an Passivrauchen sicher sei. Er fügte hinzu, dass die Empfehlungen mit dem EU-Plan zur Krebsbekämpfung übereinstimmen, der eine Reduzierung des Tabakkonsums um 30 % bis 2025 und eine „tabakfreie Generation“ bis 2040 anstrebt.
Als Reaktion darauf haben viele Experten auf diesem Gebiet natürlich die Lächerlichkeit betont, das Dampfen mit dem Rauchen gleichzusetzen und zu regulieren. Dies gilt insbesondere nach der Nachricht, dass Schweden das einzige Land ist, das das weltweit angestrebte rauchfreie Ziel in Kürze erreichen wird und gleichzeitig die niedrigsten rauchbedingten Krebsraten aufweist, und das alles dank der Befürwortung der Verwendung sicherer Nikotinalternativen wie E-Zigaretten. Tatsächlich musste Schweden sich ständig gegen den Druck der EU wehren, um die Strategie zu übernehmen, die es erfolgreich machte.
Freiwillige, aber einflussreiche Empfehlungen
Obwohl die Empfehlungen der EU nicht bindend sind, dienen sie den Mitgliedstaaten als Rahmen für die Umsetzung strengerer Tabakkontrollen. Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke lobte die Initiative und betonte die Notwendigkeit beschleunigter Gesetzgebungsmaßnahmen zu verwandten Vorschriften, darunter der Richtlinie über Tabakprodukte und der verzögerten Tabakbesteuerungsrichtlinie, die nun für 2025 erwartet wird. Einige haben spekuliert, dass diese Verzögerungen von der Tabakindustrie beeinflusst wurden.
Auf der anderen Seite hat die World Vapers’ Alliance (WVA) im Einklang mit den Argumenten zahlreicher THR-Experten diese jüngste Kehrtwende scharf kritisiert und erklärt, dass sie unter anderem Bedenken hinsichtlich der demokratischen Integrität und der evidenzbasierten Politikgestaltung auslöst. WVA-Direktor Michael Landl bezeichnete die Genehmigung als „Hinterzimmerdeal“ und beschuldigte die Gesundheitsminister, wissenschaftliche Beweise außer Acht zu lassen und die Autorität des Europäischen Parlaments zu untergraben.
Landl betonte das Potenzial der Entscheidung, die öffentliche Gesundheit zu schädigen, indem sie Dampfen mit Rauchen gleichsetzt, eine Haltung, die er als „gefährliches Missverständnis“ bezeichnete. Er argumentierte, dass dieser Ansatz Raucher davon abhalten könnte, auf das Dampfen umzusteigen, ein bewährtes Mittel zur Schadensminderung, und so die Bemühungen zur Verringerung der rauchbedingten Gesundheitsrisiken behindern könnte. Die Empfehlungen der EU sind ein Rückschritt in den THR-Strategien, da das Dampfen, das laut Forschung deutlich weniger schädlich als Rauchen ist, Millionen von Rauchern geholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören. Durch die Einschränkung des Dampfens in öffentlichen Räumen könnten die neuen Maßnahmen das Vertrauen der Verbraucher in diese Alternativen untergraben und den Fortschritt bei der Verringerung der tabakbedingten Sterblichkeit verlangsamen.
Wie demokratisch ist die EU wirklich?
Der umstrittene Schritt wirft Fragen zur Transparenz und zur Rolle demokratischer Institutionen bei der Gestaltung der öffentlichen Gesundheitspolitik innerhalb der EU auf und spiegelt gleichzeitig allgemeinere Spannungen über die Regulierung neuartiger Nikotinprodukte in der EU wider. Während Befürworter argumentieren, dass strengere Kontrollen die öffentliche Gesundheit schützen, warnen Kritiker wie die WVA, dass diese Maßnahmen die Schadensminderungsbemühungen untergraben und Personen, die nach sichereren Alternativen zum Rauchen suchen, verprellen könnten. Diese Kontroverse unterstreicht die anhaltende Debatte darüber, wie sich öffentliche Gesundheitsziele am besten mit evidenzbasierten Strategien und individuellen Rechten in Einklang bringen lassen.